Bānglā - København - Neubukow

| von Sebastian Eichler |

Bānglā, København, Neubukow – Vom Sklaven zum „freyen Menschen“

Ein Kirchenbucheintrag ist eine offizielle Angelegenheit. Datum, Name, durchgeführte Amtshandlung, Zeugen; damit hat es sich in der Regel dann auch schon. Selten führen die Pastoren weitere Details auf, schließlich müssen viele Ereignisse Platz im Buch finden. Geburt, Taufe, Heirat, Konfirmation und Beerdigung; so fand in früheren Zeiten das ganze Leben seinen Niederschlag in der kirchlichen Überlieferung: Momentaufnahmen.

Und dann das: Ein einziger Eintrag über eine halbe Seite im Kirchenbuch von Neubukow. „Wer will uns denn hier seine ganze Lebensgeschichte erzählen?“, möchte man fragen. Tja, genau das, nämlich eine Lebensgeschichte, berichtet uns  Pastor Voß.

Es wurde getauft, und zwar der 19jährige „Mohr“ Jack Mai. Ein „Mohr“, also ein Mensch dunkler Hautfarbe, war im Jahr 1800 in den mecklenburgischen Dörfern sicherlich keine alltägliche Erscheinung. Woher kam also dieser Jack Mai?

Der ursprünglich aus Bengalen (heute Indien/Bangladesch/Myanmar) stammende Jack war, so Pastor Voß, mit 12 Jahren von seinem Vater an einen dänischen Seemann verkauft worden. Dieser habe ihn nach Kopenhagen gebracht und ihn dem Hauptmann Friedrich Johann Peter Restorf von Rakow überlassen, in dessen Diensten er nun stehe. Der Hauptmann habe ihm die Rechte eines „freyen Menschen“  verliehen und ihn am christlichen Unterricht des Pastors teilhaben lassen. Der Hauptmann war neben dem Hofjägermeister Friedrich Jaspar von Oertzen auf Roggow und dem Amtmann Ludwig Carl von Nusbaum auch einer der Taufpaten. Zugleich mit der neuen Religion erhielt der Täufling auch einen neuen Namen, der möglicherweise einen Anspielung auf seine Dienste und die Dankbarkeit seines Herrn war: Friedrich Carl Jacob Treu.

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Kirche_Neubukow Taufbecken Neubukow

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