Das Mecklenburgische Instrument

| von Sebastian Eichler |

Ja, ganz recht, anders als Berlin hat Mecklenburg nicht das Glück für ein schmackhaftes Schmalzgebäck mit Marmeladeninfusion Pate zu stehen oder seinen Namen einer zwar lokal begrenzten, aber dafür umso inbrünstiger gehuldigten Bierspezialität zu leihen wie eine gewisse Domstadt am Rhein. Nein, für Mecklenburg darf es da schon düsterer sein. Was sich hinter dem so unschuldig klingenden „Mecklenburgisch Instrumentum“ verbirgt, beschreibt uns im Jahr 1739 Johann Ludwig Wiederholdt.

„Der Inquisit muß sich (…) auf die Erde niedersetzen/Schuhe und Strümpffe ablegen/ und beyde große Zehen durch die Löcher AA. beyde Daumen aber durch die Löcher BB. stecken / darauf wir die Schraube C. zugeschraubet / so weit daß die Daumen und Zehen aus den Löchern nicht zurückgezogen werden können. Alßdann wird der Vorwurff D. durch der Schraube Flügel eee. Gesteckt/ und ein Schloß davor gehangen / damit die Schraube nicht ehe wieder aufgeschraubet werden könne / als biß man es nöthig befindet. Der Inquisit wird dadurch in solch krumme Positur gebracht / wie einer der beyde Füße zugleich an die Hände bringet / und wann er eine viertel Stunde also gesessen / empfindet er einen ohnerträglichen Schmertzen.“

Klingt fast wie die Anleitung eines schwedischen Möbelgiganten, oder? Entnommen hat Wiederholdt die Passage wahrscheinlich aus einem Buch mit sehr detailreichen Bildern. Aber warum eigentlich? Überraschenderweise will er nicht besonders eifrig foltern und besorgt sich daher die „Fachliteratur“, sondern er will das genaue Gegenteil und daher trägt das Werk einen Titel, der fast selbst schon Folter ist:

Christliche Gedanken, von der Folter oder peinlichen Frage, durch welche gezeiget wird/ daß der Gebrauch derselben/ so wohl denen Göttlichen Gesetzen/ als der gesunden Vernunft zuwider/ und dannenhero/ als grausam und betrüglich/ von christlichen Obrigkeiten abzuschaffen/ degegen aber mit denen durch Indicia gravierten Personen auf eine gantz andere Weiße zu verfahren seye.

Der gute Mann will die Folter also abschaffen. Und getreu dem Motto „Kenne deinen Feind!“ setzt er sich gründlich mit der Materie auseinander. In seiner umfangreichen verzeichneten Folterkammer findet sich dann eben auch der Eintrag zum „Mecklenburgischen Instrumentum“.

Meine Güte, was haben wir ein Glück, dass Mecklenburg heute für seine Seen bekannt ist!

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